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wie sich bilder mit musik verbinden...

die musik bot mir bereits von frühester kindheit an die möglichkeit, mich kreativ auszudrücken. erste aufregende klangerkundungen unternahm ich mit dem harmonium meines vaters, einem wunderschönen instrument mit magischen klangfarben. "äolsharfe" [!], "vox angelica" [engelsstimme], "vox coelestis" [himmelsstimme], "unda maris" [meereswoge], so waren jene register bezeichnet, deren ätherischer klang mich zutiefst berührte.
eine notiz meines vaters vom 30.11.1958 [ich war also 4 jahre alt], belegt das:
"sonntagnachmittag. ich liege auf dem sofa im amtszimmer und lese mein sonntagsblatt. er spielt harmonium. man kann es gut anhören."
diese musik hatte immer etwas mit intensiver naturwahrnehmung zu tun, mit den sinneseindrücken, die sie bei mir hinterließ. in ihr versuchte ich wohl, etwas von ihrer magie wiedererstehen zu lassen. das geheimnisvolle fluestern und rauschen des windes, das funkeln und glitzern des sonnenlichtes in einem kieselsteinchen...
diese frühesten musikalischen experimente haben ganz tiefe eindrücke bei mir hinterlassen.

viele jahre später entstand dann eine große affinität zur photographie. sehr früh habe ich dabei festgestellt, daß beide medien, musik und bild [als weiteres tritt oft noch die sprache hinzu], in meinem fall in einer ganz besonderen beziehung zueinander stehen und eine wechselwirkung aufeinander ausüben.

photographisches bild, musik und sprache finden bei mir in einer art "synästhetischem effekt" zu einer neuen erlebnisqualität zusammen. das heißt, daß fuer mich nur in diesem ganz speziellen "zusammenklang" die magische atmosphäre jener sekunde, in der das bild entstand, "zurückgeholt" werden kann. also der versuch, die durchdringung von äußerer wahrnehmung und innerem empfinden zu rekonstruieren.

ein beispiel: zwei bäume


vor einiger zeit las ich in einer monographie über anton webern, dessen musik ich sehr schätze, von seiner feinen und ausgeprägten naturwahrnehmung. von einer wanderung in den bergen hatte er alpenkräuter mitgebracht und sie getrocknet und einem freund, dem pianisten eduard steuermann, geschickt. das päckchen hatte er beschriftet und eine art "gebrauchsanweisung" beigegeben. an einer stelle heißt es:

[...] sie [die kräuter] wurden im anblick der ungeheuren gletscherwelt des "großglockner" auf der höhe des "brustkogels" gewonnen und bieten auch die möglichkeit, bei besonders intensivem riechen und anschauen die innere vorstellung der landschaft, aus der sie stammen, zu erlangen, ja so sogar, wenn dies mit tiefem atemholen verbunden wird, die dünne luft dieser höhen zu spüren [...]




mystische akkordfolge aus
"an heol teuzete" [1990], für harfe, von kristen noguès

zum anhören bitte mit der maus auf die partitur klicken
klickt man mehrmals, entstehen interessante neue rhythmische klangmuster durch überlagerungen, eine art glockengeläute...

[partitur und klangbeispiel wurden mit "capella" erstellt und mit "audacity" nachbearbeitet]