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windharfe 1 2 3 4 [5]

Robert Fludd [1574- 1637]
Das Weltmonochord




das einsaitige meßinstrument, mit dessen hilfe die phytagoreer die intervalle errechneten, ist auf der erde [terra] verankert. diese entspricht dem gamma graecum, dem tiefsten ton des mittelalterlichen tonsystems. darüber liegen in sekundabständen die restlichen elemente aer, aqua, ignis [luft, wasser, feuer - das höchste, weil leichteste element], mithin also die gesamte materielle welt. dann steigen wir auf in den bereich des kosmos vom mond bis zum jupiter anhand der beigefügten planetenzeichen, wobei die sonne die "mese", die mitte, bildet.
die kreisbögen an den saiten beziehen sich auf die tonalen abstände, rechts die intervalle, links die mathematischen proportionen. der abstand der sonne von der erde ergibt eine "diapason materialis", die griechische bezeichnung für die oktave, das entspricht links einer "proportio dupla", d. h. 1:2. wir finden weiter unten die "materiellen" intervalle "diatesseron", das ist die quarte, "diapente", die quinte, "diapason mit diapente" usw.
das gesamte universum ist also in eine doppeloktave eingeteilt, deren mitte die sonne bildet.

[f. stege: musik, magie, mystik, remagen 1961]

durch die begegnung mit den außereuropäischen kulturen ist uns in der heutigen überrationalistischen zeit eine wiederentdeckung der suggestiven wirkung von musik möglich geworden. das wissen von der magischen kraft der musik, seit jahrtausenden ein bestandteil sämtlicher weltkulturen, tritt in den vordergrund des interesses mancher zeitgenössischen komponisten und musikgruppen. lang anhaltende gesänge, ekstatische rhythmen und melodische urformen können auch den heutigen abendländer in bewußtseinszustände führen, die eine momentane loslösung von der subjektiven persönlichkeit bewirken und erfahrungen mit dem kollektiven unbewußten in der menschlichen seele möglich machen.

[peter michael hamel: durch musik zum selbst, münchen 1980]
ein sehr lesenswertes buch!